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Die Bucht von Kotor

Im Schatten von Kroatien und irgendwie etwas abseits des typisch-westeuropäischen-Touristen-Radars…

Das war bisher mein Bild von Montenegro. Dabei ist das Land schon lange kein Geheimtipp mehr. Türkisblaues Wasser, durch das man bis auf den Grund schauen kann, die grünen Berge, überall kleine Orte mit wunderschönen Altstädten und Festungsanlagen und überall hilfsbereite, freundliche Menschen – genau so habe ich die Bucht von Kotor kennen und ab dem ersten Moment lieben gelernt.

Anreise

Montenegro hat zwei internationale Flughäfen, einen in der Hauptstadt Podgorica, den anderen in Tivat, keine 8 km von Kotor entfernt. Die kleine Landebahn liegt genau zwischen dem Meer und den grünen Berghängen. Bereits beim Fußmarsch vom Flugzeug zum Terminal kann man das Meer sehen. Unsere Unterkunft befand sich in Njivice, also ganz am Rand der Bucht von Kotor, direkt an der Grenze zu Kroatien. Dass es in Montenegro noch relativ persönlich und weniger touristisch zugeht, erfuhren wir bereits am Flughafen – wir waren tatsächlich die einzigen Gäste für unseren Transfer zum Hotel. Dementsprechend schnell ging es zum Auto und auf den ca. 1-stündigen Weg. Statt einmal um die gesamte Bucht zu fahren, haben wir die Abkürzung über die Fähre genommen. Diese verkehrt fast im Minutentakt zwischen Lepetane und Kamenari an der schmalsten Stelle der Bucht. Eine Überfahrt mit dem Auto kostet 3,50 €. Dass man hier in Euro zahlt und kein Geld wechseln muss, ist übrigens einer der Vorteile Montenegros zu Kroatien.

 

Rund um Herceg Novi

Njivice, ist eine kleine Häuseransammlung am Hang mit einem grandiosen Ausblick auf Igalo und Herceg Novi, die beiden nächstgelegenen Orte an der gegenüberliegenden Seite der Bucht.

 

 

Es gibt keine Busverbindung nach Njivice, aber ein Taxi nach Igalo kostet gerade mal um die 4 €. Von dort kann man entspannt an der Uferpromenade bis Herceg Novi laufen. An manchen Stellen erinnert die Uferpromenade denen bekannter touristischer (Party-)Hochburgen, aber je näher man Herceg Novi kommt, umso ruhiger und schöner wird es meiner Meinung nach. Bei den Stränden hier handelt es sich – wie fast überall in Montenegro – um Kiesstrände oder Betoninseln, von denen man einen direkten Zugang zum Meer hat. Zumindest in Herceg Novi sind sie sehr klein, wodurch die Liegen sehr eng beieinander stehen. Wer also viel Wert auf Ruhe und Privatsphäre legt, sollte am besten auf die Orte in der Umgebung ausweichen oder bei der Wahl der Unterkunft darauf achten, dass es einen Privatstrand gibt.
Igalo war früher bekannt für sein Institut der physikalischen Medizin, das viele Kurgäste anzog, die sich eine heilende Wirkung des Heilschlamms erhofften. Die großen Gebäude kennzeichnen noch immer die Skyline der Stadt, aber mittlerweile wirken sie etwas veraltet.

Ebenfalls alt, aber sehr geschichtsträchtig und sehenswert sind dagegen die Altstadt und die Burgen von Herceg Novi. Von der Uferpromenade aus führen immer wieder schmale Treppen hinauf in das Stadtzentrum von Herceg Novi. Jeder, der beschließt, an die Bucht von Kotor zu kommen, sollte “treppenfest” sein, denn Treppen gibt es immer und überall. Nirgendwo bin ich jemals so viele Treppenstufen gelaufen, was leider auch bedeutet, dass ein Urlaub hier für Menschen mit einer Gehbehinderung sehr mühsam, wenn nicht sogar unmöglich werden kann.
Wer die Treppen hoch zur Befestigungsanlage “Forte Mare” erklimmt, wird mit einem tollen Blick zu allen Seiten der Stadt belohnt. Noch beeindruckender ist er allerdings von der Festung Kanli-Kula, die oberhalb der Altstadt thront. Sie wird im Sommer auch als Freilufttheater für Konzerte und Aufführungen genutzt. Wer die Chance hat, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Auch die Altstadt von Herceg Novi sollte man auf keinen Fall verpassen. In den engen Gassen stößt man auf viele gemütliche Cafés, Restaurants und Geschäfte, die vor allem in den Abendstunden gut besucht sind.

Kotor

Das öffentliche Busnetz ist sehr gut, sodass man von Herceg Novi ohne Probleme und preisgünstig Ausflüge nach Kotor, Perast oder Tivat machen kann. Zur Orientierung: nach Kotor dauert es eine gute Stunde und wir haben pro Person 7€ für hin und zurück bezahlt. Und dabei ist bereits die Fahrt ein wirklich lohnendes Erlebnis, denn es geht die ganze Zeit auf einer relativ schmalen Straße direkt am Ufer der Bucht entlang.
Kotor liegt quasi im hintersten Winkel der Bucht und ist ein Must-see, wenn man in der Gegend unterwegs ist. Leider ist der Ort kein Geheimtipp und bei Kreuzfahrtschiffen ebenfalls sehr beliebt. Wer flexibel genug ist, sollte seinen Besuch darauf abstimmen und an einem Tag kommen, an dem möglichst keine Kreuzfahrtgäste die Stadt stürmen. Wir waren leider nicht so schlau und haben die wunderschöne, autofreie Altstadt gemeinsam mit den Gästen dreier Kreuzfahrtschiffe entdeckt. Unsere Begeisterung hat das aber nur leicht gedämpft, denn das mittelalterliche, mediterrane Flair der Stadt lässt einfach keine schlechte Laune aufkommen. Ähnlich wie Dubrovnik in Kroatien hat auch Kotor eine Stadtmauer, die man besteigen kann. Aber anders als üblich verläuft diese nicht rund um die Stadt, sondern am Berghang hinter der Stadt nach oben. Der Eintritt liegt bei 12 € und es geht in Schlangenlinien über mehr als 1.300 Stufen hoch bis zur Bastion Sveti Ivan. Gerade in der Mittagssonne kann das eine wirklich schweißtreibende Angelegenheit werden – bequeme Schuhe und genügend Wasser zum Trinken einpacken! – aber es lohnt sich. Der Blick auf die Stadt, den Fjord und die Berghänge ist unbeschreiblich schön. Und oben kann man sich in Ruhe eine Pause gönnen, den Ausblick genießen und die Kraftreserven wieder auffüllen, bevor es auf demselben Weg wieder nach unten geht 😉

Auf’s Wasser

Wer einen Urlaub an einer Bucht macht, kommt an einer Bootstour natürlich nicht vorbei. Neben zahlreichen Gruppentouren, die man an der Promenade von Herceg Novi und Igalo angeboten bekommt, gibt es auch die Möglichkeit ein Wassertaxi zu mieten und eine private Tour zu machen. Hier kann es sich durchaus lohnen, spontan zu sein und zu verhandeln, um ein gutes Angebot zu bekommen. Da die meisten Gäste vormittags fahren möchten, konnten wir kurzfristig eine wirklich günstige, dreistündige Tour am Nachmittag machen – raus aus der Bucht, entlang der Luštica-Halbinsel bis zur Blauen Grotte. Dabei fuhren wir auch an Fort Mamula vorbei, einer kleinen Insel, die während des zweiten Weltkriegs als Gefängnis diente, und auf der nun bald ein Hotel und Casino erbaut werden sollen.

 

 

Plava Spilja, zu Deutsch die Blaue Grotte, trägt ihren Namen aufgrund der Farbe des Wassers. Das leuchtend türkisfarbene Wasser wirkt irgendwie unwirklich und magisch. Obwohl die Grotte nicht groß ist, gibt es mehrere Anlegemöglichkeiten für Boote, da die Grotte mittlerweile zur wahren Touristenattraktion geworden ist. Auch hier hatten wir Glück, weil wir ganz alleine in der Grotte waren. Laut unserem Guide kommen die meisten Boote morgens und dann kann es schon mal schnell voll werden. Ehrlich gesagt, kann ich mir schwer vorstellen, dass die Wasserfarbe und die magische Stimmung dann noch eine große Wirkung haben, wenn man überall nur Boote sieht. Wir hatten sogar die Möglichkeit kurz ins Wasser zu springen und etwas im leuchtenden Wasser zu baden. Auf dem Rückweg nach Herceg Novi haben wir noch einen Halt am Robinson Beach gemacht, den man nur mit dem Boot erreicht. Seinen Namen trägt der Strand zurecht, denn das kleine Restaurant dort erinnert sehr an Robinson Crusoe. Wirklich ein toller Ort, an dem ich auch gerne mehr Zeit verbracht hätte!

Budva

Anders verhält es sich mit Budva, dem vielleicht bekanntesten Ferienort an Montenegros Küste. Da wir den Tipp bekommen haben, dass wir diesen Ort unbedingt besuchen müssen, haben wir uns auf den etwas längeren Weg gemacht und es leider bereut. Die schöne Altstadt kann alleine aufgrund ihrer sehr kleinen Größe nicht mit denen von Herceg Novi und Kotor mithalten und ansonsten gab es leider für uns nicht viel Sehenswertes. Die Strände sind zwar größer und breiter, aber die Liegen stehen so dicht beieinander, dass ich mich wie eine Sardine in der Dose fühlen würde statt an Erholung zu denken. Und ansonsten erinnert viel an den Ballermann auf Mallorca. Dass Budva über ein buntes Nachtleben verfügt, haben wir nicht selbst miterlebt, aber ist kaum übersehbar – und tagsüber eben leider auch nicht sehr ansehnlich. Aber zumindest hat sich der Ausflug gelohnt, um die vielen schönen Orte, die direkt an der Bucht von Kotor liegen, noch mehr zu lieben 🙂

Abstecher nach Kroatien

Zum Schluss noch ein paar Worte zu Dubrovnik: Von Herceg Novi aus sind es keine zwei Stunden bis zur vielleicht bekannteste Stadt Kroatiens. Wenn es an der Grenze nicht so lange dauern würde, wäre die Fahrzeit sogar noch kürzer. Dubrovnik ist zurecht bei Touristen sehr beliebt und definitiv sehenswert. Ein Abstecher lohnt sich. Allerdings war es bei unserem Besuch so dermaßen überfüllt, dass wir keine Chance hatten, die Stadt ausgiebig zu erkunden und stattdessen permanent versuchen mussten, den unzähligen Reisegruppen auszuweichen. Hinzu kommt, dass die Preise mit dem Überqueren der Grenze extrem steigen, sowohl für Sightseeing als auch für Essen und Trinken. Sicherlich hat der Hype um Game of Thrones daran einen großen Anteil, aber bei uns vor allem bewirkt, dass wir uns zurück ins vergleichsweise beschauliche Montenegro gewünscht haben. Um den vielen Menschen auszuweichen sind wir schließlich zum Gardac Park gelaufen und haben dort auf einer Mauer im Wald ein Picknick gemacht – mit Blick auf das Meer und tatsächlich ganz allein ;).
Ich würde gerne irgendwann noch einmal nach Dubrovnik zurückkehren, dann aber eher im Frühling oder Herbst, wenn die Temperaturen und das Reiseaufkommen etwas niedriger sind.

 

Fest steht, dass ich nach Montenegro zurückkehren möchte. Mit der Bucht von Kotor haben wir nur einen kleinen Teil gesehen. Ein kleiner Teil, der uns verzaubert hat und ich kann es kaum abwarten, zu sehen, was es im Hinterland in den vielen Nationalparks noch alles zu entdecken gibt. See you soon!

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