Auf einer Rundreise durch Namibia und Botswana war ich dieses Jahr auch für 2 Tage in Victoria Falls. Nachdem wir am ersten Tag die Fälle besucht haben, wollten wir am zweiten Tag etwas „Besonderes“ erleben und haben uns spontan für eine Rafting Tour auf dem Zambezi entschieden. Dazu muss ich sagen, dass ich schon immer einmal raften gehen wollte, aber bisher nie die Möglichkeit dazu hatte. Zum Glück hat uns die gute Dame bei der Buchung nicht verraten, dass diese Raftingstrecke eine der gefährlichsten der Welt ist – sonst hätte ich wahrscheinlich direkt wieder einen Rückzieher gemacht 😉
Vorbereitung
Schon um 7 Uhr morgens wurden wir von einem Guide mit einem offenen Safari-Fahrzeug an unserer Lodge abgeholt und zum Sammeltreffpunkt gebracht. Von dort sind wir etwa 45 Minuten mit dem Bus und ca. 50 anderen Rafting-Verrückten zum Startpunkt gebracht. Dieser liegt etwas außerhalb der Stadt, hoch oben über der Schlucht, direkt zwischen der bekannten Bungee Jumping-Brücke und den Victoria Falls. Zunächst wurden wir mit Neopren-Oberteil, Schwimmweste, Helm und Paddel ausgestattet. Wertsachen und Wechselkleidung konnten wir abgeben – sie werden direkt zum Zielpunkt gebracht, wo man sie dann wieder in Empfang nehmen kann. Dann kam die Einweisung (auf Englisch), bei der ich mich das erste Mal gefragt habe, ob das wirklich eine so gute Idee war, hier meine erste Rafting Erfahrung zu sammeln.
Bereits das „Vorspiel“ zum Rafting ist ein Erlebnis. Man muss (in voller Montur) in die Schlucht runter wandern, bzw. klettern. Das dauert ca. 30 Minuten. Für Personen mit Höhenangst ist das nicht zu empfehlen, denn es gibt sehr steile Treppen und schmale Wege. Für mich war es genau richtig, um den Adrenalinpegel langsam zu steigern und mich auf die einmalige Kulisse einzustimmen. In unserem Boot waren wir insgesamt zu sechst, wir vier aus Deutschland und noch zwei Australierinnen, die bereits etwas Erfahrung im Raften hatten und sich mutig auf die vorderen Plätze gewagt haben. Unser Guide Gideon war ein super Typ, der ein gutes Gespür für uns hatte, wie sich später noch herausstellen sollte. Auch von ihm bekamen wir nochmal eine Einweisung inklusive Rettung aus dem Wasser. Als einziges Boot mussten wir alle schon vor Start der Tour einmal in den erstaunlich warmen Zambezi springen und uns mit dem Gefühl im Wasser vertraut machen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich immer noch gehofft, dass diese Maßnahme überflüssig ist und wir natürlich nicht im Wasser landen werden 😉
Die Route
Unsere Route auf dem Zambezi beinhaltete 15 Stromschnellen / Rapids (teilweise mehr mehreren Abschnitten), davon zwei der Stufe 6, die wir nicht gefahren, sondern am Rand gelaufen sind. Wir waren im August dort, also zu der Zeit, in der der Fluss wieder relativ wenig Wasser führt. Bei Hochwasser soll die Strecke noch anspruchsvoller sein. Aber auch so entsprachen gleich die ersten beiden Rapids Stufe 5, also der höchst zu fahrenden Stufe. Wieder war es mein Glück, dass ich das bis zu dem Moment noch gar nicht begriffen hatte, wie das mit der Stufeneinteilung funktionierte. Die ersten acht Rapids liefen auch wahnsinnig gut. Während anderen Boote schon mehrmals gekippt und gekentert waren, saßen bei uns immer noch alle im Boot. An manchen Stromschnellen hatten wir selbst die Wahl zu entscheiden, welchen Weg wir wählen wollten, gemessen an der Wahrscheinlichkeit zu kentern. Mithilfe von Gideons Anweisungen sind wir jubelnd durch die Wellen… Bis zu Rapid 10! Da hat es dann auch uns erwischt und wir sind gleich bei der ersten Welle komplett umgekippt. Im Nachhinein kann ich darüber lachen und es als einmalige Erfahrung abhaken. In dem Moment war es leider überhaupt nicht lustig. Ich wurde vom Wasser immer wieder nach unten gezogen, sodass ich nie die Möglichkeit hatte Luft zu holen und Panik bekommen habe. Uns wurde vorher mehrfach gesagt, dass wir auf keinen Fall panisch werden und einfach warten sollen bis wir in ruhigeres Gewässer getrieben werden. Aber leider hat mein Kopf in dem Moment nicht mitgespielt. Ich muss dazu sagen, dass Shearwater, also der Veranstalter, mit dem wir die Tour gemacht haben, in Puncto Sicherheit extrem gut ausgerüstet war. Insgesamt waren sieben Kajakfahrer dabei, die die Route vorgefahren sind, die Boote begleitet haben und den Personen, die im Wasser waren, Anweisungen gegeben oder sie sogar zurück zu ihren Booten gezogen haben. Auch bei uns sind am Ende alle wohlbehalten ins Boot zurückgekehrt und den Rest der Strecke haben wir wieder unfallfrei überstanden 😉
Die Belohnung zum Schluss
Ein Highlight der besonderen Art war am Ende auch der Aufstieg. Denn genauso steil wie es am Anfang nach unten ging, mussten wir zum Abschluss der Tour samt unserer Ausrüstung wieder aus der Schlucht auf den Berg klettern. Nachdem wir uns schon körperlich beim Raften verausgabt hatten, war das in der Mittagssonne und etwa 30°C ein ganz schöner Kraftakt. Dementsprechend erschöpft kamen wir oben an und wurden von den Guides direkt mit einem eiskalten Getränk und einem wahnsinnig leckeren BBQ empfangen. Insgesamt eine wirklich perfekte Organisation! Zum Abschluss gab es für jeden auch noch eine Urkunde zum Beweis, dass wir den Mighty Zambezi erfolgreich bezwungen haben.
Und noch ein Tipp: Einer der Kajakfahrer filmt die ganze Tour und macht tolle Fotos von allen Booten. Man kann einen USB-Stick erwerben, der preislich um die 50$ liegt. Sicherlich kein Schnäppchen, aber der Stick hat keinen Kopierschutz oder ähnliches, sodass man ihn sich auch super mit mehreren Leuten teilen kann. Selbst unseren „Flip“ konnten wir so immer wieder anschauen und analysieren 😉
Ach ja, und noch zwei Hinweise zum Schluss.
Es gibt tatsächlich Krokodile auf der Strecke, die am Ufer oder auf den Steinen unterwegs liegen. Mir war dabei etwas mulmig zu Mute, aber unser Guide hat uns versichert, dass Krokodile unruhiges Gewässer meiden und keine Gefahr von ihnen ausgeht.
Wenn man oben auf dem Berg nach der Tour ankommt, warten dort auch ein paar Straßenverkäufer mit den typischen afrikanischen Souvenirs. Sie wollen die Sachen aber gar nicht unbedingt für Geld verkaufen, sondern viel lieber Kleidung dafür bekommen. Wenn man sieht, dass sie selbst zwei ungleiche Paar Schuhe tragen oder solche, bei denen die Kappe vorne abgeschnitten ist, weil sie sonst zu klein wären, weiß man sofort, dass sie die Kleidung tatsächlich brauchen und nicht dafür, um sie weiterzuverkaufen. Leider wussten wir dies vorher nicht und hatten selbst nur das Nötigste dabei, um uns nach der Tour umzuziehen, sodass ich nichts mit ihnen tauschen konnte. Nach drei Wochen Rundreise ist dies aber immer noch der Ort, an dem ich meine Sachen am liebsten an jemanden abgegeben hätte.
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Shearwater-Raftingtour: http://www.shearwatervictoriafalls.com/victoria-falls-activities/zambezi-rafting/