Unser Nachbarland Polen stand bisher noch auf keiner meiner Reiserouten, umso mehr hat mich die Idee, einen Städtetrip dorthin zu unternehmen, gereizt. Und so ging es Ende April für uns – 6 Mädels – für vier Tage nach Krakau. Zwar lag der Reiseführer schon seit Weihnachten bei mir zuhause, aber wirklich vorbereitet habe ich mich nicht. Ich wusste, dass die Stadt überschaubar groß und somit gut zu Fuß zu erlaufen ist, also wollte ich mich vor allem treiben lassen.
Leider war der Wettergott nicht auf unserer Seite und so hatten wir fast die komplette Zeit über Regen. Doch trotz nasser Füße und kein bisschen Sonnenschein hat Krakau es geschafft, dass ich begeistert bin und gerne meine – mehr oder weniger regenfesten – Tipps mit euch teilen möchte:
Unterkunft
Statt Hotel haben wir eine Wohnung über Fresh Apartments gebucht: super Lage, tolle, moderne Einrichtung und nette Mitarbeiter. Die Auswahl an Apartments in Krakau ist sehr groß und für einen Städtetrip absolut empfehlenswert. Zwar ist Essen und Trinken in Krakau so günstig und lecker, dass es nicht unbedingt notwendig ist, eine Küche zur Selbstverpflegung zu haben, aber praktisch ist es allemal, vor allem wenn man seine Sachen trocknen muss, eine kleine Erholungspause braucht oder es sich abends einfach mal gemütlich machen möchte.
Stare Miasto
Das Tolle in der Altstadt von Krakau ist, dass es fast unmöglich ist, sich zu verlaufen. Früher oder später landet man immer entweder auf dem Grün-Gürtel, dem Planty krakowskie, der einmal rund um die Altstadt verläuft oder auf dem riesigen Marktplatz (Rynek Główny) mitten in der Stadt. Da, wo der Planty krakowskie heute zu Spaziergängen einlädt, stand bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Stadtmauer. Sie führt direkt bis zum Wawel-Berg direkt an der Weichsel. Mehrere Wege führen rauf auf den Hügel, von dem man nicht nur einen tollen Blick über Krakau und die Umgebung hat, sondern auf dem man auch die Wawel-Burganlage, das Königsschloss und die Wawelkathedrale besichtigen kann.
Noch ein kleiner (Regen-)Pausentipp, wenn du auf dem Planty krakowskie unterwegs bist, lohnt sich ein Abstecher zum Stary Kleparz, einem kleinen, überdachten Bauern-Markt im Norden der Innenstadt. Wir haben die komplette Stadt entspannt zu Fuß erkundet – den Regenschirm natürlich immer parat – aber die Gebäude und das Baumdach des Planty krakowskie bieten einen guten Schutz, sodass es am Ende halb so schlimm war.
Wieliczka
Am zweiten Tag ging es für uns für einen Halb-Tages-Ausflug zur Salzmine „Wieliczka”. Das UNESCO-Weltkulturerbe befindet sich ca. 14 km außerhalb von Krakau und ist definitiv einen Besuch wert – nicht nur bei Regenwetter! Seit dem 13. Jahrhundert wird in Wieliczka Salz abgebaut. Heute dient das Salzbergwerk vor allem touristischen und gesundheitlichen Zwecken, es gibt sogar eine unterirdische Heilstätte für Kuraufenthalte.
Tickets bekommt man nur inklusive Führung, sodass es sich lohnt das Ganze im Vorfeld zu buchen, denn die Führungen starten immer zu festen Uhrzeiten – je nach gewählter Sprache. Wir haben uns für die sogenannten Touristenroute entschieden. Zunächst ging es über etwa 380 Stufen in die Tiefe und dann 3 km lang durch insgesamt mehr als 20 Kammern. Wobei “Kammer” eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist, denn es warteten viele Überraschungen unter Tage auf uns: unterirdische Salzseen, viele tolle Salzskulpturen, die wunderschöne Kapelle der Heiligen Kinga – in der man sich auch trauen lassen kann – ein (überraschend günstiges) Restaurant, ein Kino uvm. Der Eintritt inklusive Führung kostete ca. 22 €, wenn man Fotos machen möchte, muss man zusätzlich eine Fotolizenz für etwa 2 € erwerben.
Nach Wieliczka kommt man von Krakau aus übrigens ganz einfach mit dem Zug. Vom Hauptbahnhof dauert die Fahrt etwa 30 Minuten, das Ticket kostet nur etwa 80 Cent und kann einfach im Zug gekauft werden. Und wer nach dem Kulturprogramm noch nicht genug hat: Direkt neben dem Hauptbahnhof befindet sich die Galeria Krakowska, eins der größten Einkaufszentren der Region. Hier kann man (trockenen Fußes) Shoppen bis zum Umfallen! Was wir natürlich auch direkt ausgenutzt haben 🙂
Kazimierz und Podgórze
Wirklich sehenswert ist auch Kazimierz, das jüdisches Viertel Krakaus südlich der Altstadt und des Wawels. Anders als in vielen anderen Städten ist das ehemalige Zentrum jüdischen Lebens in Krakau noch gut erhalten – obwohl kaum noch Juden dort leben. Vor dem Krieg waren es etwa 70.000, heute nur noch etwa 140. Wir haben uns in dem Straßengewirr von Kazimierz einfach treiben lassen, sind automatisch immer wieder auf eine der sieben Synagogen gestoßen, die es heute noch gibt. Auch den Besuch eines der zwei jüdische Friedhöfe kann ich empfehlen, da sie ganz anders sind als unsere christlichen Friedhöfe. Wer zur Abwechslung mal nicht zu Fuß laufen möchte, kann sich in kleine Mini-Busse setzen und sich so das Viertel zeigen lassen. Und anschließend? Unbedingt eine Pause einplanen, es gibt zahlreiche schöne Cafes und Restaurant, wo man preisgünstig unglaublich lecker essen kann.
Natürlich gehörte auch der Besuch von Schindlers Fabrik zu unserem Programm in Krakau. Das Museum liegt nicht weit vom jüdischen Viertel entfernt, im Stadtteil Podgórze auf der anderen Seite der Weichsel. Ich fand unsere Führung durch das Museum, die wir über getyourguide gebucht hatten, sehr informativ und anschaulich – es geht nicht nur um die Geschichte von Oskar Schindler, sondern vor allem auch um die geschichtlichen Hintergründe und das Leben der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus.
Alles in allem ist Krakau definitiv eine Reise wert. Die Stadt hat kulturell, architektonisch und kulinarisch viel zu bieten und ist gleichzeitig überschaubar groß. Da ist für jeden etwas dabei, ohne vom Angebot und der Menge an Sehenswürdigkeiten erschlagen zu werden. Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Die Polen haben Anfang Mai drei Tage frei, sodass es zu dieser Zeit überall besonders voll wird und man sein Programm besser im Vorhinein plant oder einfach einen anderen deutschen Brückentag für seine Reise wählt 😉