“Ich wusste gar nicht, dass Slowenien so schön ist!” Das war die häufigste Reaktion unserer Freunde, wenn sie auf Instagram Bilder unseres einwöchigen Roadtrips durch Slowenien sahen. Und dabei ist es in echt noch so viel schöner! Mit nur gut 2 Millionen Einwohner ist das Land eher wenig besiedelt und begeistert so mit einer unfassbar schönen, ursprünglichen Landschaft. Anders als seine Nachbarländer Italien und Kroatien gibt es nur einen sehr kleinen Küstenabschnitt – und ist vielleicht deshalb bei den Touristen bisher weniger beliebt. Zum ersten Mal in einem Urlaub fühlte ich einen inneren Zwiespalt zwischen “es ist so wunderschön hier – das muss einfach jeder sehen” und “ich möchte diese unberührte Schönheit nicht teilen, lieber nur für mich behalten und keine Touristen anlocken”.
Ljubljana
Unser Urlaub startete in Ljubljana, wo wir spät am Abend landeten. Da es nach 20 Uhr keinen öffentlichen Bus mehr gibt, habe ich uns vorab einen Transfer über Goopti gebucht. Das hat perfekt geklappt, obwohl unser Flug 45 Minuten Verspätung hatte. Tatsächlich gibt es in Slowenien noch Unterkünfte, bei denen nach 18 Uhr kein Check-In möglich ist, also am besten beim Buchen darauf achten. Ich musste unser Hotel in Ljubljana aus diesem Grund wieder stornieren und wir sind auf ein Hostel mit 24-Stunden-Rezeption umgestiegen.
Ljubljana ist wirklich sehr schön, aber nicht allzu groß. An einem Tag kann man ohne Stress alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erkunden.
Wir sind zunächst von der Altstadt aus entlang der Ljubljanica bis zur Drachenbrücke und weiter in den Tivoli Park gelaufen. Diese grüne Oase mitten in der Stadt lädt zu Spaziergängen oder sogar richtigen Wandertouren ein. Vom International Centre of Graphic Arts hat man einen schönen Blick auf die Stadt. Auch der kleine botanische Garten mit seinem Seerosenteich ist sehenswert. Von dort sind wir wieder zurück Richtung Innenstadt gelaufen, haben uns auf dem Markt frisches Obst gekauft und ein Picknick am Ufer der Ljubljanica gemacht. Ein schöner Platz hierfür befindet sich an der Uferpromenade “Trnovski pristan” auf der westlichen Flussseite im Süden der Stadt. Von den Steintreppen aus kann man die Ausflugsboote und SUPs wunderbar beobachten.
Anschließend haben wir uns auf den Weg zum Ljubljana Grad, dem Schloss und Wahrzeichen der Stadt, gemacht. Der Aufstieg über die Ulica na Grad ist etwas anstrengend, aber nicht sehr lang (keine 20 Minuten). Von oben lässt sich die ganze Stadt überblicken und der Besuch der schönen und gepflegten Anlage ist kostenlos. Nur wer den Turm besteigen und das Museum besuchen möchte, braucht eine Eintrittskarte.
Wer nicht unbedingt slowenisch essen möchte, dem kann ich das Restaurant Gostilna Vida (Gornji trg 15, 1000 Ljubljana) sehr empfehlen. Wir waren sowohl zum Abendessen als auch zum Frühstücken dort und beide Male extrem begeistert:
In den Triglav Nationalpark
Am nächsten Tag haben wir in Stadtzentrum unser Auto in Empfang genommen – zu unserer Überraschung ein Neuwagen mit Top-Ausstattung! Und das, obwohl wir für die 6 Tage inkl. Versicherung und ohne Selbstbeteiligung weniger als 100 € gezahlt haben.
Unser erster Zwischenstopp auf dem Weg in die Julischen Alpen war Škofja Loka, die besterhaltene mittelalterliche Stadt in Slowenien. Tatsächlich ist der Ort nicht groß, aber wirklich süß. Wer sowieso dran vorbeifährt, sollte unbedingt für einen kleinen Spaziergang anhalten. Wir haben vorher im Supermarkt eingekauft und noch ein kleines Picknick direkt an der Sora gemacht.
Einen zweiten Halt haben wir in Tolmin eingelegt. Es gibt dort eine (Bade)Stelle, wo der Tolminka-Fluss in die Soča fließt. Die Farbe des Wassers und die Aussicht sind phänomenal, nur die Wassertemperatur gewöhnungsbedürftig 😉 Schwimmen nur für Hartgesottene!
Auch die Fahrt durch das Soča-Tal ist traumhaft schön – grüne Wälder, die schneebedeckten Berggipfel und unzählige Wasserfälle. Unser Tagesziel war das Hotel Boka in der Nähe von Bovec, wo wir für drei Nächte eincheckten.
Übrigens hat das Trinkwasser in Slowenien eine ausgezeichnete Qualität, sodass man seine Trinkflasche überall problemlos direkt im Fluss oder am Hahn auffüllen kann.
Action im Fratarica-Canyon
Am nächsten Tag stand Canyoning im Fratarica Canyon auf dem Programm. Wir sind direkt zum Canyon gefahren und haben dort unseren Guide Jure von LIFE Adventures und die restlichen Teilnehmer getroffen. Nach der Einweisung ging es zu Fuß etwa 30 Minuten durch den Wald bis zum Einstieg in den Canyon und dann in ca. 2-3 Stunden über mehrere Slides, Sprünge und das Highlight – Abseilen am 50m hohen Parabola Wasserfall – wieder nach unten. Überwindung, Adrenalin und Spaß pur!
Auf dem Rückweg zu unserem Hotel haben wir noch einen Abstecher zum Virje-Wasserfall in Bovec gemacht. Die türkisfarbene Wasser und Lage sind toll und wer mag, kann schwimmen gehen.
Entlang des Soča-Trail
Mein Highlight im Triglav Nationalpark folgte am nächsten Tag, als wir einen großen Teil des Soča-Trail gelaufen sind. Dieser führt von der Quelle bis nach Bovec immer am Fluss entlang und kann in beide Richtungen gelaufen werden. Man findet verschiedene Angaben zur Länge des Trails, aber vermutlich sind es um die 25 Kilometer. Man läuft auf keinen befestigten Wegen, sondern meistens auf einem ausgetretenen Pfad über Stock und Stein. Zwischendurch geht es bergauf und bergab, aber insgesamt ist die Strecke gut machbar, mit Ausnahme vom letzten Stück bis zur Quelle. Der Weg endet in einem sehr schmalen Klettersteig, der vor allem dann zum Problem werden kann, wenn einem Personen entgegen kommen. Wir waren überrascht davon, wie wenig davor gewarnt wird, diesen Teil zu besteigen; insbesondere weil es am Ende keine Plattform oder breitere Stelle gibt, wo man Menschen vorbei lassen kann. Wer unbedingt bis zur Quelle gehen möchte, sollte trittsicher sein oder sich ggf. einen Klettergurt mit Karabinern zum Einhaken ausleihen.
Der Soča-Fluss ist ständiger Begleiter auf dem Weg und man hat an vielen Stellen traumhafte Ausblicke. Im unteren Abschnitt überquert man immer wieder über Hängebrücken den Fluss. Wer nicht den ganzen Weg laufen möchte, kann sein Auto auch unterwegs auf einem der vielen Parkplätze stehen lassen. Allerdings ist es unter Umständen nicht ganz einfach den Transfer vom Auto zum Startpunkt der Wanderung oder umgekehrt zu organisieren. Eine Busverbindung gibt es nur im Juli und August. Uns wurde im Hotel daher dazu geraten, einfach per Anhalter zu fahren, weil das “absolut üblich wäre und die Autofahrer daran gewöhnt seien, Wanderer mitzunehmen”. Leider hat das bei uns nicht so gut geklappt, weil kaum Autos vorbeigekommen sind oder schon voll besetzt waren. Am Ende braucht es wahrscheinlich einfach etwas Glück oder einen Plan B (z.B. den Bus oder einen Transfer von der Unterkunft).
Über den Vršič-Pass
Nach der langen Wanderung war es am nächsten Tag gar nicht so schlimm, dass wir wieder ein paar Stunden im Auto saßen. Von Bovec ging es über den Vršič-Pass Richtung Kranjska Gora und weiter Richtung Bled. Der Pass führt in Serpentinen auf über 1.600 m. Der tolle Blick auf die Julischen Alpen entschädigt definitiv für die doch zum Teil etwas anspruchsvolle Strecke.
Bohinj See
An Bled, wo wir die letzten Tage unserer Reise verbringen wollten, fuhren wir zunächst vorbei und weiter zum Bohinjsko jezero. Der Bergsee ist wunderschön gelegen und etwas weniger touristisch als der Bleder See. Wir haben uns zunächst eine ruhige Stelle für ein Picknick gesucht und dann noch ein Kanu geliehen, um auf den See rauszufahren. Leider war es etwas zu wenig, um weit zu paddeln, aber der Perspektivwechsel hat sich dennoch gelohnt.
Martuljek Wasserfall
Auch der Bleder See ist toll gelegen und perfekt zum Schwimmen, da er dank seiner Thermalquellen deutlich wärmer ist als die Flüsse und Seen in der Umgebung. Uns war es tatsächlich etwas zu touristisch, was aber einfach daran lag, dass wir in den Tagen zuvor extrem verwöhnt wurden von der Ruhe und Ursprünglichkeit im Triglav Nationalpark. Deshalb haben wir uns am folgenden Tag nochmal für eine Wanderung entschieden, die etwas abseits der üblichen Touristenströme liegt. Von Gozd Martuljek kann man zu zwei tollen Wasserfällen wandern. Der Weg zum unteren Wasserfall dauert nur etwa 30 Minuten und ist sehr einfach, aber wirklich schön. Zum oberen Wasserfall läuft man noch einmal etwa 60 Minuten bergauf durch den Wald. Das oberste Stück ist wieder ein Klettersteig, aber man kann den Wasserfall auch von unten gut sehen, wenn man sich dieses Stück nicht mehr zutraut. Für den Rückweg kann man eine andere Route zu einer kleinen Wanderhütte wählen und dort eine Rast einlegen.
Theoretisch kann man diese Wanderung auch wunderbar einbauen, wenn man auf dem Weg von Kranjska Gora nach Bled ist – man fährt dann sowieso durch Gozd Martuljek.
Auf dem Rückweg nach Bled haben wir noch einen Abstecher in das Radovna Tal gemacht. Dort gibt es einen kleinen, wunderschönen Badesee. Er liegt zwar auf einem Privatgrundstück, aber man darf sich dort niederlassen und schwimmen gehen. Am Wochenende trifft man dort viele Einheimische.
Bleder See
Unseren letzten Tag haben wir ganz entspannt in Bled verbracht, sind um den See gelaufen, haben uns gesonnt und waren schwimmen. Leider konnten wir wegen einer internationalen Ruder-Regatta nicht wie geplant ein SUP mieten und zur kleinen Insel im See paddeln. Aber der Anzahl der Ausflugsboote nach wäre es uns dort wahrscheinlich eh etwas zu voll geworden und der Blick vom Ufer aus war vermutlich genauso schön 😉
Grundsätzlich lässt sich Slowenien den ganzen Sommer wunderbar bereisen, aber aus Gesprächen mit Einheimischen wissen wir, dass es im Juli und August mittlerweile relativ voll werden kann. Wir waren im Juni dort, hatten wundervolles Wetter und zumindest beim Wandern wenig Touristenverkehr.
Dieser kleine Teil, den wir von Slowenien gesehen haben, hat uns verzaubert. Wir kommen definitiv wieder, denn es gibt noch so viel mehr zu entdecken!