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Volunteering in Simbabwe

Magisch” ist wahrscheinlich das Wort, das meine Zeit in Imire am besten beschreibt. Zwei Wochen konnte ich im August und September als Volunteer im Imire Rhino and Wildlife Conservancy in Simbabwe verbringen und dort unglaubliche Erfahrungen machen, von denen ich euch gerne ein wenig erzählen möchte.

Imire

Imire ist ein privates Tier- und Naturschutzreservat, das sich vor allem dem Schutz von Nashörnern verschrieben hat. 1948 haben die Farmer Norman und Gilly Travers das Reservat gegründet, zunächst als eine Art Antilopen-Park. Als 1987 insgesamt 250 Spitzmaulnashörner in Simbabwe in private Reservate umgesiedelt werden mussten, um sie vor Wilderei zu schützen, konnte Norman Travers die Regierung überzeugen, dass auch Imire ein optimaler Ort für Nashörner ist und erhielt sieben Jungtier-Waisen. Seit diesem Tag werden in Imire Nashörner gezeugt, geschützt und wieder in die Wildnis entlassen, um der nach wie vor akuten Wilderei entgegen zu treten und die Spezies vor dem Aussterben zu bewahren.

Auch wenn es Wilderer vor einigen Jahren gelang in das Reservat einzudringen und fast alle Nashörner zu töten, haben die Bewohner von Imire nicht aufgeben und ihre Mission weiterverfolgt. Dank der unvorstellbaren Liebe zu Tieren, zu Afrika und einer eigenen Anti-Wilderer-Einheit zum Schutz des Reservats sowie der engen Zusammenarbeit mit den umliegenden Dörfern konnte ein unvergleichliches Paradies für Tiere geschaffen werden, in dem sie maximal sicher aufwachsen und leben können. Mittlerweile leben neben den Nashörnern auch drei Elefanten, viele verschiedene Antilopenarten, Zebras, Giraffen, ein Krokodil, ein Löwe, Büffel und viele andere Tiere in Imire – einige von ihnen waren zum Tode verurteilt und wurden von der Familie Travers gerettet und aufgenommen.

Das Leben als Volunteer

Mein Abenteuer als Volunteer begann am Flughafen von Harare. Immer montags ist dort An- und Abreisetag, wenn das Volunteerprogramm für die einen endet und die Neuankömmlinge startet. Da mein Flug mehr als 2 Stunden Verspätung hatte, bin ich als Letzte unserer Gruppe angekommen und wurde schon sehnsüchtig erwartet. Im Kleinbus ging es dann etwa eineinhalb Stunden Richtung Imire – perfekt, um sich schon mal ein erstes Bild von den anderen Freiwilligen zu machen und sich auszutauschen. Wir waren eine bunte Gruppe von jung bis etwas älter, aus Belgien über England bis Amerika und Neuseeland – und alle sehr gespannt auf das, was vor uns lag. Das große Haus, das nur von den Freiwilligen bewohnt wird, liegt mitten im Camp und ist wunderschön an einem kleinen See gelegen. Es gibt mehrere Schlafzimmer, einen großen Aufenthaltsbereich mit Wohnzimmer, Esszimmer und Bar, sowie eine Küche, zwei Bäder und eine Terrasse mit Schwimmbecken. Mein Highlight waren aber die drei mit Solarenergie betriebenen Outdoor-Duschen, von denen man beim Duschen einen direkten Blick auf den See hatte. 

Die Zimmereinteilung steht bei der Ankunft bereits fest, d.h. man teilt sich sein Zimmer gleichgeschlechtlich. Für die Zimmerreinigung, sogar die Wäsche, gibt es extra Angestellte, die sich um alles gekümmert haben, während wir unterwegs waren. Auch die Mahlzeiten wurden alle zubereitet. Morgens, mittags und abends stand immer ein leckeres, abwechslungsreiches Essen für uns bereit. Wer also erwartet, dass man als Volunteer beim Kochen, Abwaschen und Putzen helfen muss, wird in Imire “enttäuscht” 😉

Ein Tag wie kein anderer

Der Tag begann früh. Die erste Aktivität für uns Freiwillige startete um 6:30 Uhr – meistens ging es entweder zu den Nashörnern oder den Elefanten, um sie zu füttern, den Stall auszumisten und sie dann auf ihrem Weg in den Tag zu begleiten. Dazu ist zu sagen, dass es nur ein paar wenige Tiere in Imire gibt, die nachts in einen Stall zurückkehren. (Seit Kurzem ist dies nur noch bei zwei der Elefanten der Fall, die beiden Nashörner, die ich noch füttern konnte, wurden mittlerweile auch komplett frei gelassen).

Anschließend ging es zurück zum Frühstück und einer kurzen Pause, bevor es gegen 10 Uhr zur nächsten Aufgabe – meistens etwas Handwerklichem – ging. Wir haben zum Beispiel Zaunpfähle erneuert, eine Brücke zementiert und alte Holzhütten abgerissen. Gegen 13 Uhr gab es Mittagessen und anschließend ging es zur dritten und letzten Aktivität des Tages. Diese endete oft damit, dass wir mit Mak, einem der beiden Elefanten, zurück zum Stall spaziert sind.

Jede Woche in Imire ist anders und die Aktivitäten waren sehr vielfältig, aber alle hatten ihren Sinn. Alles, was wir getan haben, diente dazu, die Mission und Arbeit des Reservats zu unterstützen. Manchmal waren es körperliche Arbeiten, oft aber auch Dinge, die in erster Linie dazu dienten mehr über die Tiere, die Natur und die Menschen zu erfahren. Dieses Wissen trage ich wie alle anderen mit nach Hause, versuche es weiterzugeben und zu teilen.

Auch gab es einige Aktivitäten mit der Community, also den Menschen, die in Imire oder den umliegenden Dörfern leben. Die Familie Travers engagiert sich in sehr vielen sozialen Projekten, um den Menschen, die in teilweise extrem armen Verhältnissen leben, zu helfen und insbesondere den Frauen eine Perspektive zu geben. Zum Beispiel versorgen sie etwa 700 Schüler der lokalen Schule jeden Tag mit einer warmen Mahlzeit. Des Weiteren engagieren sie sich in einer Frauengruppe, die Kleider, Binden und Unterwäsche für Mädchen näht, damit diese die Schule nicht mehr während ihrer Periode verpassen müssen, was leider sonst tatsächlich der Normalfall ist. Erst vor Kurzem wurde zudem ein Geburtshaus eingerichtet und eröffnet, in dem Frauen ihre Babys unter medizinischer Aufsicht und hygienischen Bedingungen zur Welt bringen können – natürlich kostenlos, da die wenigsten Menschen in Simbabwe krankenversichert sind. 

Ein anderes, tolles Projekt fand genau in der Zeit statt, in der ich da war und bei dem ich ein wenig mithelfen durfte. Einmal im Jahr kommen renommierte Tierärzte nach Imire, um Hunde aus den umliegenden Dörfern kostenlos zu sterilisieren und gegen Tollwut zu impfen. Diese Hunde werden nicht als Haustiere gehalten, sondern als Arbeits- oder Schutztiere. Da die Besitzer kaum genug Essen für sich selbst haben, sind die Hunde größtenteils extrem abgemagert. Umso wichtiger ist es, dass sie kastriert und dadurch deutlich gesünder werden und es nicht zu viele Welpen gibt. Die Hunde waren so dankbar für jede Streicheleinheit, die sie von uns – vor allem beim Aufwachen aus der Narkose – bekommen konnten. Und das Beste war, dass die Besitzer, besonders die Kinder, uns kopiert und ihre Hunde plötzlich auch viel liebevoller behandelt haben.

Hierbei wurde für mich ganz deutlich, dass Tier- und Naturschutz nur dann erfolgreich sein können, wenn die Gemeinschaft das Projekt unterstützt und versteht, dass Wilderei immer nur kurzfristig Geld bringt und ökologischer Tourismus, kontrollierte Tierzucht und Landwirtschaft deutlich nachhaltiger sind.

Darf ich vorstellen

Es gibt so viele tolle und unglaubliche Geschichten, die ich euch über die Tiere und Menschen von Imire erzählen könnte, ein paar davon möchte ich euch hier vorstellen:

Khanya war wahrscheinlich mein Highlight. Dieser kleine Spitzmaulnashorn-Bulle ist kurz vor meiner Ankunft geboren und unglaublich süß. Die Tragzeit bei Spitzmaulnashörnern beträgt 15-16 Monate, ich hatte also wirklich unglaubliches Glück ein Baby-Nashorn beobachten zu dürfen. Khanya und seine Mutter sind komplett wild, d.h. sie werden nicht von Menschen berührt und sind ihnen gegenüber sehr misstrauisch. Wie alle Nashörner in Imire werden sie rund um die Uhr von speziell ausgebildeten Guards aus der Ferne bewacht, um sie vor Wilderern zu schützen. Sobald Khanya alt genug ist, wird er in einem geheimen, hoffentlich sicheren Reservat in die Wildnis entlassen.

Murwi ist eine ganz besondere Hündin. Sie ist ausgebildet, um Wilderer aufzuspüren. Dafür wurde sie extra in Großbritannien ausgebildet und ist nun seit etwa einem Jahr Teil der Anti-Poaching-Einheit in Imire. Jeden Tag trainiert sie mit der Einheit und ist im Park im Einsatz.

Nzou ist der dritte und älteste Elefant in Imire. Sie bevorzugt es allerdings mit einer Büffelherde zu leben statt mit ihresgleichen. Akzeptiert als ihre Anführerin folgen ihr die Büffel durch das komplette Reservat – ein wirklich verrücktes Bild.

Makavuzi, kurz Mak, ist der im Umgang mit Menschen entspannteste Elefant in Imire und sehr neugierig. Auch wenn man die Situation nie mit einem Besuch im Zoo verwechseln darf und die Tiere wilde Tiere bleiben, hat Mak oft unsere Nähe gesucht und uns beobachtet – zum Beispiel als wir an einem sehr lustigen Vormittag mit den Guards Lieder gesungen und eine (nicht ganz ernst gemeinte) Buschhochzeit gefeiert haben.

Bright ist einer der Verantwortlichen für das Volunteer-Programm. Er war mit uns bei allen Aktivitäten vor Ort, hat Anweisungen gegeben und sein unglaubliches Wissen mit uns geteilt. Ich bewundere ihn für seine Geduld und Ausdauer – egal wie dumm wir uns angestellt haben, er war immer gut gelaunt und für jeden Spaß zu haben.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch von einem magischen Ort in Imire erzählen. Castle Kopje ist eine ziemlich seltsam aussehende Ansammlung von runden Felsen am Ufer des Sees. Von deren Spitze hat man einen unbeschreiblich schönen Blick über das Reservat. Zweimal sind wir über Holzleitern nach oben geklettert und haben den Sonnenuntergang beobachtet. 

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in meine Reise gewähren und euch für Imire begeistern. Vielleicht habt ihr ja jetzt selbst Lust bekommen, dort Zeit zu verbringen? Falls Volunteering nichts für euch ist, gibt es auch die Möglichkeit als Tourist in der Imire Lodge zu übernachten und Safaritouren im Reservat zu unternehmen.

Falls ihr Fragen habt oder noch mehr wissen möchtet, schreibt mir gerne! 


Sam, Vera, Mak, Khanya, Doro, Zadza and all others – thanks to you I will never forget my stay at Imire, part of my heart stays with you and I really hope to see you again one day!

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