[vc_row][vc_column][vc_column_text]
Als ich neulich mit dem Zug auf dem Weg zu einer Messe war, bin ich mit dem Mann, der mir gegenüber saß, ins Gespräch gekommen. Über berufliche Themen sind wir schnell beim Thema Reisen gelandet. Mit ähnlicher Euphorie schwärmten wir von unseren letzten Reisen. Ich habe ihm von meinem Trip nach Afrika erzählt und wie schwer es mir danach fiel wieder im Alltag anzukommen.
Etwa eine ganze Woche lang fühlte ich mich völlig fehl am Platz, war deprimiert und in mich gekehrt, ohne wirklich zu wissen warum. Ich konnte niemandem erklären, was mit mir los war. Am liebsten wäre ich weggelaufen, sofort wieder zurück nach Afrika. Statt mein tolles, sicheres und – gemessen an vielen anderen Ländern – luxuriöses Leben zu schätzen und einfach glücklich zu sein, dass ich einen solchen Urlaub erleben durfte, fühlte ich mich einsam und verloren. Ich habe viel darüber nachgedacht und tatsächlich ging es mir schon öfter nach einem ereignisreichen Urlaub so. Mein Kollege wollte mir sogar mal „Urlaubsverbot“ erteilen, weil ich nach jedem Urlaub schlecht gelaunt und voller Fernweh zurück ins Büro gekommen bin.
Das Gefühl vom Freisein
Ich denke, dass die Ursache weniger darin liegt, dass ich in meinem Alltag unglücklich oder unzufrieden bin, sondern an dem Gefühl, das mir ein solcher Urlaub gibt. An einem fremden Ort bin ich frei von Verpflichtungen und Rollen, die ich in meinem Alltag erfüllen muss. Auch wenn es Rollen sind, die ich mir selbst ausgesucht habe und deren Erfüllung mir meist keine großen Probleme bereitet, habe ich im Urlaub dennoch die Möglichkeit einfach und schnell in ganz andere Rollen zu schlüpfen, etwas auszuprobieren, das ich mich zuhause nicht so schnell trauen würde. Oder vielleicht würde ich es mich auch dort trauen und trotzdem wäre es schwieriger, weil die Menschen mich bereits kennen, sich ein Bild gemacht haben und viel länger brauchen würden, um zu erkennen, dass ich nicht mehr so bin, wie zu dem Zeitpunkt, als sie mich kennengelernt haben. Im Urlaub begegne ich fremden Menschen, die noch kein Bild von mir haben, bei denen ich von Null starte. Das macht es auf interessante Art und Weise einfacher. Auch bin ich im Urlaub viel kompromissbereiter und entspannter, wenn etwas anders als geplant verläuft. Im Alltag erwarte ich viel zu oft, dass etwas auf Anhieb klappt, habe keine Zeit- und Motivationspuffer für Kompromisse. Im Urlaub macht es mir dagegen nichts aus, wenn etwas nicht klappt. Ich sehe es vielmehr als Chance, etwas Anderes, Ungeplantes zu erleben.
Alles eine Frage der Perspektive?
Natürlich mit der Zeit vergeht meine Post-Reise-Depressionen nach und nach, nur das Fernweh bleibt. Aber ich akzeptiere es jetzt als positiven, antreibenden Begleiter, um niemals aufzuhören, so viel wie möglich von dieser Welt entdecken zu wollen. Natürlich könnte ich mir vornehmen, möglichst viel von meiner Kompromissbereitschaft und Offenheit, die mir im Urlaub so leicht fällt, mit in den Alltag zu transportieren. Aber ich glaube, dass das ähnlich wie mit den Neujahrsvorsätzen ist. Ich würde mir selbst Druck machen und mir Erwartungen auferlegen, die am Ende nur in zusätzlichem Frust resultieren. Urlaub ist doch auch deshalb so schön, weil er eben nicht Alltag ist, ein Ausbrechen vom Alltäglichen. Und deshalb darf auch das Gefühl ein ganz anderes sein. Statt von mir zu erwarten, dass ich meine Post-Reise-Depressionen beim nächsten Mal besser in den Griff bekomme, werde ich versuchen sie einfach zuzulassen und sie als Teil jeder wunderbaren Reise zu akzeptieren – und gleichzeitig bereits die nächste Reise zu planen, denn Vorfreude hilft bekanntlich auch gegen Frust :)[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]