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Skifahren in Alberta, Kanada

Ein Traum wird wahr

Für eine Woche zum Skifahren nach Kanada – wenn ich jemandem von diesen Plänen erzählt habe, lautete die häufigste Reaktion „Lohnt das überhaupt?“.

Ja, es lohnt sich sogar sehr!

Seit ich zwei Jahre alt war, bin ich fast jedes Jahr in den Alpen skigefahren. Ich liebe die Berge, den Schnee und das Skilaufen! Einmal nach Kanada, das war schon immer mein Traum und dieses Jahr hat er sich erfüllt.

Banff Nationalpark

 

Anreise

Wir sind mit Air Canada von Düsseldorf über London nach Calgary geflogen. Unsere Skier und Skischuhe haben wir Zuhause gelassen, weil diese zwar auf dem Langstreckenflug umsonst transportiert worden wären, nicht aber im Zubringer nach London (durchgeführt von Eurowings). Im Nachhinein war das aber auch nicht schlimm, unser geliehenes Material war wirklich gut und für die Schneeverhältnisse in Kanada auch besser geeignet.

Direkt am Flughafen in Calgary haben wir unseren Mietwagen in Empfang genommen und sind sofort weiter nach Banff gefahren. In Kanada fährt so gut wie jeder einen SUV. Wir, mit unserem Jeep Wrangler, waren da sogar eher „klein“ unterwegs. Aber egal welches Modell, Hauptsache ist, dass du ein Auto mit Allrad-Antrieb wählst!
Die Fahrt nach Banff und damit in die Rocky Mountains dauert ca. 1,5 h. Banff liegt mitten im gleichnamigen Nationalpark, das heißt, wenn du mit dem Auto anreist,  brauchst du für deinen gesamten Aufenthalt einen National Park Pass. Diesen kannst du entweder vorab online, direkt am Park Eingang oder im Besucherzentrum in Banff kaufen. Als wir ankamen, war der Parkeingang nicht mehr besetzt, sodass wir am nächsten Tag zum Besucherzentrum gegangen sind. Wichtig ist, dass du den Pass sichtbar im Wagen platzierst, z.B. von innen an die Windschutzscheibe klebst.

 

Unterkunft

In Banff gibt es unzählige Hotels und Lodges für jedes Budget. Da die meisten Unterkünfte ohne Verpflegung angeboten werden, haben wir uns für ein One Bedroom Condo im Rocky Mountain Resort entschieden. Dank der Küche waren wir so etwas unabhängiger und konnten uns bei Frühstück und Abendessen auch mal selbst versorgen. Allerdings liegt das Resort etwas außerhalb von Banff und man braucht das Auto, um in die Stadt zu kommen.
Dort findet man alles, was das Herz begehrt. Einen großen Supermarkt, Skiverleih, Sportgeschäfte, Souvenir-Shops, Touristeninformation und viele Restaurants, bei denen garantiert für jeden das Richtige dabei ist. Es gibt eine Haupt-Einkaufsstraße und alle sehenswerten Orte sind gut ausgeschildert, sodass man sich schnell zu Recht findet.

 

Banff Innenstadt

 

Skigebiete

Banff ist der optimale Ausgangspunkt, um die drei Skigebiete Mt Norquay, Sunshine Village und Lake Louise zu erreichen. Mit dem Tri-Mountain Ski Pass hast du unlimitierten Zugang zu allen drei Skigebieten.

Mt Norquay ist quasi der „Hausberg“ von Banff und ein recht kleines Skigebiet mit vier Sesselliften und einem Tube Park. Die meisten Pisten sind flach und einfach zu fahren, aber wenn du die wunderbare Aussicht vom Cliffhouse genießen möchtest – und das solltest du unbedingt -, erwartet dich danach eine sehr anspruchsvolle Buckelpiste. Wir haben unseren ersten Tag am Mt Norquay verbracht, zum Einfahren auf jeden Fall eine gute Wahl 🙂

Mt. Norquay

Das Sunshine Village liegt etwa 18 km von Banff entfernt. Leider hat es seinem Namen keine Ehre gemacht, als wir dort waren. Durch den starken Schneefall kann ich wenig über die Aussicht und Landschaft berichten, aber die Auswahl an Pisten auf den drei Berghängen (Goat’s Eye Mountain, Lookout Mountain und Mount Standish) ist groß.

Lake Louise ist das größte und für mich auch das schönste der drei Skigebiete. Die längste Abfahrt ist 8 km lang und es gibt zwei Weltcup-Pisten. Außerdem gibt es einen großen Terrain-Park mit Rampen und Rails.

Lake Louise Skigebiet

Lake Louise Skigebiet

Etwas anders als in Europa unterscheidet man in Kanada zwischen grünen (easy), blauen (advanced) und schwarzen (expert) Pisten. Zudem ist das Verhältnis zwischen Liften und Pisten ein ganz anderes. Selbst wenn du am Lift ein paar Minuten anstehst, bist du auf der Piste nicht selten alleine unterwegs, weil es so viele unterschiedliche Abfahrten an jedem Lift gibt. Auch die Anzahl der Hütten – in Kanada Lodges genannt – ist deutlich geringer. Du findest selten eine Lodge irgendwo oben auf dem Berg oder auf halber Strecke an der Piste, sondern meistens befinden sich mehrere Lodges gesammelt an einer zentralen Stelle, an der auch die Pisten wieder zusammenkommen – quasi wie ein großer Sammelplatz. Und dort hast du dann die Wahl: schick essen & bedienen lassen, Self-Service oder dich selbst verpflegen. Letzteres ist meiner Meinung nach eine tolle Sache. In jedem Skigebiet hast du die Möglichkeit deinen Rucksack entweder in einem abgeschlossenen Fach oder in offenen Regalen zu lagern und dann mittags dein eigenes Essen auszupacken. In Lake Louise gibt es sogar Mikrowellen und kostenloses Heißwasser!  Und die Kanadier lieben es. Ich hab selten so umfangreiche „Picknicke“ gesehen wie in diesem Urlaub 😉
An den Liften empfangen dich statt einer technischen Durchgangskontrolle nette Mitarbeiter mit Handlesegeräten, um deinen Skipass zu scannen. Das wäre in den Alpen wahrscheinlich undenkbar! Überhaupt gibt es extrem viel Personal im Skigebiet, das z.B. beim Ein- und Ausstieg in die Gondeln behilflich ist. Die Sessellifte an sich sind weniger luxuriös als man es aus vielen Skigebieten der Alpen kennt. Hauben gibt es keine, selbst Fußstützen nicht immer. Aber wirklich gestört hat es mich nicht. Es passt einfach zur lockeren, familiären Atmosphäre.

 

Sightseeing

Die Skigebiete sind bei Weitem nicht die einzige Attraktion im Banff Nationalpark. Es gibt zahlreiche Seen, die auch im Winter sehenswert sind. Als Erstes natürlich der Lake Louise, auf dessen zugefrorener Oberfläche man wunderbar spazieren gehen kann. Oder man wagt sich mit Schlittschuhen auf eine der vom Schnee befreiten Flächen.

Lake Louise

Lake Louise

Auch ein Abstecher zum Lake Minnewanka, nicht weit von Banff entfernt, lohnt sich. Die Landschaft ist wunderschön.

Lake MinnewankaNoch beeindruckender fand ich es auf dem Tunnel Mountain. Wenn du die Tunnel Mountain Rd nimmst, gelangst du zum Hoodoo View Point und von dort hast du einen sagenhaften Blick über den Bow River und den Mount Rundle. „Hoodoo“ deshalb, weil du von diesem Aussichtspunkt auch die unnatürlich aussehenden Felsformationen aus Sandstein sehen kannst, die dort am Hang stehen.

Blick auf den Bow River

Ausblick vom Tunnel Mountain

Ein Erlebnis der ganz besonderen Art war eine Nachtwanderung mit Discover Banff Tours, die wir im Johnston Canyon unternommen haben. Der Canyon liegt am Bow Valley Parkway, der parallel zum Trans-Canada Highway zwischen Banff und Lake Louise verläuft. Es gibt dort zwei Wasserfälle, die Lower Falls und Upper Falls, zu denen man die Schlucht entlang wandern kann. Beim unserem nächtlichen Icewalk sind wir allerdings lediglich die 1,1 km zu den Lower Falls gewandert. Los ging die Tour direkt an unserer Lodge, wo uns unser Guide Norman bereits erwartete. Nachdem die anderen neun Teilnehmer eingesammelt waren, ging es im Kleinbus zum Startpunkt der Wanderung. Bereits die Fahrt war sehr spannend, weil „Norm“ als großer Outdoor-Experte sehr viele spannende und lustige Geschichten über die kanadischen Wölfe und seine Erlebnisse in der Wildnis zu erzählen hatte. Bevor wir uns auf den Weg zu den Lower Falls machten, bekam jeder von uns eine Kopflampe und Spikes, die wir unter unsere Schuhe spannten. Es dauerte ein paar Minuten bis man sich daran gewöhnt hatte, aber dann ging das Laufen im Schnee problemlos. Der Weg ist nicht besonders anspruchsvoll, eher wie ein Spanziergang, immer an einer Seite der Schlucht entlang. Dank der großen Taschenlampe von Norm konnten wir auch bis zur anderen Seite des Canyons sehen. Das Wasser fließt unter der Eisschicht weiter und das Rauschen ist an vielen Stellen zu hören. Es geht bei dieser Tour aber weniger darum, die Natur mit den Augen zu bewundern als mit den Ohren. Die Stille ist unglaublich schön und wenn dann alle ihre Stirnlampen ausmachen und den Weg komplett im Dunkeln laufen, muss man sich auf seine Instinkte verlassen. Es ist überraschend, wie schnell sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen und man sich auch ohne Licht sicher fortbewegen kann. Bei den Lower Falls angekommen, gelangt man durch einen kleinen Tunnel zum Auffangbecken des Wasserfalls. Auch wenn man in der Dunkelheit trotz Kopflampe nicht ganz so viel sieht, kann man gut hören wie das Wasser hinter einer dicken Eisschicht hinabstürzt.
Den Weg zurück zum Auto sind wir komplett im Dunklen gelaufen und es war wirklich ein tolles Erlebnis! Discover Banff Tour bietet diese Tour auch tagsüber an und dann wandert man rauf bis zu den Upper Falls. Da wir dafür aber auf einen Tag Skifahren hätten verzichten müssen, haben wir uns dagegen entschieden.

 

Wetter

Ja, also mit dem Wetter, das war eine spezielle Sache. An sich hatten wir ganz schönes Wetter, an den meisten Tagen viel Sonne und nur zwischendurch bewölkt. Aber leider war es, selbst für kanadische Verhältnisse, extrem kalt. Morgens um 9 Uhr waren es gerne mal -30° Grad und da half bei mir auch die wärmste Funktionskleidung nicht mehr. Beim Skifahren kommt dann noch der Fahrtwind dazu, sodass ich mich nach spätestens 1,5 Stunden erst einmal wieder aufwärmen musste. Also wer eine Reise nach Kanada plant, sollte sich vorab gut ausrüsten und die Wettervorhersage prüfen 😉

 

Calgary

Unser Rückflug ging erst am Abend, sodass wir am letzten Tag noch ausreichend Zeit hatten, um uns Calgary anzuschauen. Obwohl es unzählige Parkplätze und -häuser gibt, haben wir etwas gebraucht, um einen freien Platz zu finden. Am Ende sind wir ins Parkhaus des Calgary Tower gefahren, was ganz praktisch war. So konnten wir direkt mit einer Towerbesichtigung starten und uns aus 191 Metern einen 360° Überblick über die Stadt verschaffen. Der Ausblick ist genial und eine kleine Mutprobe gibt es auch: Wer traut sich auf den durchsichtigen Boden, durch den man direkt auf die 9 Ave schaut?

Blick auf die 9 Ave

Calgary

Calgary

Calgary

Anschließend haben wir uns auf die Straße begeben und sind Richtung Inglewood spaziert. Der Innenstadtkern von Calgary besteht aus einem Meer aus Wolkenkratzern, hauptsächlich die Sitze irgendwelcher Firmen. Alles wirkt sehr unpersönlich und ohne Flair. In der Tat waren wir davon sehr irritiert und haben uns gefragt, ob es gar keine Cafés, Restaurants und Geschäfte gibt. Aber zur Auflösung gleich… erst möchte ich noch kurz über Inglewood erzählen. Dieser Stadtteil liegt im Osten von Calgary. Man passiert das ehemalige Fort und den Elbow River und es kommt einem so vor, als ob man die Großstadt verlässt und eine andere Welt betritt. Die Häuser sind klein, es gibt viele flippige, liebevolle und außergewöhnliche Geschäfte und kleine Cafés. Die Atmosphäre liegt irgendwo zwischen hip, künstlerisch und verträumt…  Zurück zur Innenstadt haben wir den Riverwalk genommen, ein Weg für Fußgänger und Fahrradfahrer entlang des Bow River. Obwohl alles zugefroren und verschneit war, konnte man erahnen wie schön ein Spaziergang dort im Sommer sein muss.

Skyline

Aber das viele Laufen hat auch durstig gemacht und tatsächlich haben wir inmitten des Hochhäuser-Dschungels ein Café einer großen Kette gefunden und beschlossen, dass wir eine Pause brauchen. Zufällig war das Gebäude, in dem sich das Café befand auch an den +15 Skywalk angeschlossen. Ich hatte schon vorher davon gehört, dass es in Calgary ein 18 km langes Netz aus Verbindungswegen gibt, das die Gebäude in der Innenstadt verbindet, sodass man nicht auf die Straße muss. Auch hatte ich ein paar der überirdischen Tunnel über den Straßen wahrgenommen, aber von der Straße aus sah es eher so aus, als wenn die Geschäftsleute dort von einer Firma zur nächsten eilen, als dass es sich wirklich lohnt seinen Stadtrundgang im Inneren zu machen. Mangels Alternativen haben wir dennoch beschlossen, uns das Ganze zumindest mal anzugucken. Und was soll ich sagen, das Leben von Calgary findet quasi ausschließlich im ersten Stock und Indoor statt! Überall entlang des +15 Skywalk findest du tolle Cafés, Restaurants, Geschäfte, Friseure und so weiter… Und da man sich tatsächlich schnell verlaufen kann, gibt es Orientierungspläne und sogar eine App. Wir haben den Weg zum The Core Einkaufszentrum gewählt. Natürlich direkt mit dem +15 Skywalk verbunden befinden sich dort auf vier Etagen über 160 Geschäfte und ein botanischer Indoor-Garten. Ja, Calgary erlebt man am besten INDOOR!

Auch wenn meine Meinung über Calgary etwas zwiegespalten ist, hat mich Kanada insgesamt begeistert und ich werde definitiv noch einmal im Sommer wiederkommen!

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